Beschaffung als digitaler Leuchtturm – Einkauf 4.0

Auf Initiative von procure.ch, dem Fachverband für Einkauf und Supply Management, ist ein hoch spannendes Projekt in die dritte Phase gegangen. «Einkauf 4.0» zeigt Möglichkeiten auf, mit disruptiven Methoden im Einkauf auf die Digitalisierung der Geschäftsprozesse zu reagieren oder noch besser – damit im Einkauf als digitaler Leuchtturm für das ganze Unternehmen zu agieren.

Ende 2017 schloss eine Fachtagung des Fachverbands procure.ch die zweite Phase des Projekts «Einkauf 4.0» ab. «Der Einkauf als wichtige Disziplin im Kontext der Digitalisierung» hiess die Tagung, welche Expertenreferate und Podiumsdiskussionen umfasste. Die wesentlichen Erkenntnisse fassen das Thema aus unserer Sicht so zusammen:

  • Der zentrale Einkauf und systematische Beschaffungsprozesse gewinnen durch die Digitalisierung an Bedeutung.
  • Elektronische Anbindungen, Automatisierung und effiziente Abläufe setzen sich durch.
  • Neue Geschäftsmodelle sind gefragt.
  • Dienstleistungsbranchen stehen am Anfang der Digitalisierung. Die Druckereien mussten dies bereits zu einem grossen Teil umsetzen, da sie von der Transformation von digitalen Inhalten in analoge Daten leben.
  • Es gibt kein Patentrezept, kein richtig oder falsch, man muss es einfach tun bzw. versuchen.

Hier noch ein Link zur Berichterstattung zur Tagung bei procure.ch.

 

Leitfaden «Einkauf 4.0»

Die erste Phase dieses Projekts umfasste den strategischen Ansatz mit Thesen- und Modellbildung sowie deren Überprüfung. Ziel der ersten Phase war die Bildung einer Expertengruppe, welche einen konkreten Leitfaden zur Implementierung von «Einkauf 4.0» ausarbeitete. Dieser Leitfaden liegt nun vor und kann hier als PDF kostenlos bezogen werden. Dem Leitfaden liegt eine Studie zu den Anforderungen an «Einkauf 4.0» zugrunde. Als Quintessenz der Studie wird im Leitfaden angegeben: «Als Fazit lässt sich festhalten und bestätigen, dass ‹Industrie 4.0› den Einkauf nachhaltig verändert und zusätzliche Rollen eingenommen werden müssen. Die damit einhergehenden Qualifikationsanforderungen werden als sehr hoch empfunden.» Die Studienresultate visualisiert (Grossansicht durch Klick aufs Bild):

Beschaffung als digitaler Leuchtturm - Einkauf 4.0 - Kromer Print AG

 

Phase 3 – Die Umsetzung

Die dritte Phase des Projekts hat Anfang Jahr begonnen und widmet sich der betrieblichen Umsetzung des Leitfadens. Dabei wird in konkreten, disruptiven Geschäftsmodellen gedacht statt in den bisherigen, festgefahrenen Bahnen. Für die Kromer Print AG ist Michael Mare, Director Sales & Business Development, Mitglied des «Arbeitskreis Einkauf 4.0», der konkrete Transformationsprojekte verfolgt und den Leitfaden an Hand der spezifischen Unternehmenssituation validiert und optimiert. Die neuen Geschäftsmodelle verlangen völlig neue Denkansätze. Im Leitfaden Einkauf 4.0» werden sie so definiert: «Ausrichten des Gesamtsystems der Unternehmensaktivitäten auf Differenzierung und niedrige Kosten statt Differenzierung oder Kostenführerschaft» (Leitfaden, Seite 14). Dabei basieren die Vorschläge im Leitfaden auf der Methodik von Kim und Mauborgne, wie Unternehmen nachhaltig erfolgreiche Geschäftsmodelle entwickeln können, die bewusst und systematisch ausserhalb bestehender Märkte liegen (Kim & Mauborgne, 2005).

 

Kriterien einer disruptiven Strategie

«Industrie 4.0 oder die digitale Transformation soll im Sinne einer radikalen und disruptiven Neugestaltung von Geschäftsmodellen verstanden werden, da dadurch wirklich differenzierende und relevante Nutzen für den Kunden resp. Konsumenten erzielt werden können. Das Denken im Blue Ocean orientiert sich einzig am Kundennutzen und bricht bewusst mit bestehenden Strukturen und Prozessen für eine disruptive Veränderung.» (Leitfaden, Seite 14). Die Kriterien für eine solche Strategie sind:

  • Schaffung neuer Märkte statt Wettbewerb im Markt
  • Der Konkurrenz ausweichen statt die Konkurrenz schlagen
  • Neue Nachfrage erschliessen statt bessere Nutzung bestehender Nachfrage
  • Aushebeln des direkten Zusammenhangs zwischen Nutzen und Kosten, statt im direktem Kosten-Nutzen-Zusammenhang zu stehen

Wir dürfen auf die Ergebnisse des «Arbeitskreises Einkauf 4.0» gespannt sein. Ich bin vor allem darauf gespannt, wie sich «Einkauf 4.0» implementieren lässt und welche Auswirkungen er auf die Digitalisierung anderer Prozesse hat. Übrigens ist vor Kurzem von der FHNW eine weitere Studie zum Thema Digitalisierung und Digitalisierungsprozesse für KMU erschienen, die sich in der elektronischen Form ebenfalls kostenlos beziehen lässt.

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