Logistik als Digitalisierungstreiber der Industrie

Dieses Jahr fand in Hannover zum ersten Mal eine gemeinsame Messe für Industrie und Logistik statt. Die Silos der beiden Bereiche aufgebrochen hat die Digitalisierung. Wie die Logistik-Experten von FreightHub, einer komplett digitalen Spedition aus Deutschland, schreiben, sind Industrie und Logistik unterdessen eng miteinander verknüpft.

«Die Logistik ist nichts Geringeres als der Wegbereiter der Industrie 4.0. Sie stellt Waren- und Informationsflüsse bereit und bildet damit das Rückgrat der Industrie. Dabei überschreitet sie Unternehmensgrenzen. Sie arbeitet interdisziplinär.», heisst es im Blog von FreightHub im Artikel Logistik 4.0: Definition der Industrie 4.0 im Logistiksektor.

Dieser Meinung ist auch der Hannover Chef der Hannover Messe Krister Sandvoss in einem aktuellen Interview: «Aus unserer Sicht gehören Industrie 4.0 und Logistik 4.0 eindeutig zusammen und das wird uns vom Markt bestätigt. Durch Industrie 4.0 ist die Intralogistik zu einem sehr wichtigen Schlüsselelement in der Produktion geworden.»

Logistik als Digitalisierungstreiber der Industrie - Kromer Print AG

Logistik der Zukunft

Bei FreightHub strebt man vollständig intelligente Logistikprozesse an. «Die Smart Factory der Industrie 4.0 erfordert eine kognitive Logistik, bei der die Systemkomponenten ohne Zutun des Menschen miteinander kommunizieren.» Dieses System soll zukünftig auch Probleme selbst erkennen und Lösungen organisieren. «In der Logistik der Zukunft können sich intelligente Güter selbstständig für den Versand anmelden und beim entsprechenden Dienstleister Transportkapazitäten buchen.»

Auch Sandvoss betont: «Moderne Intralogistik ist bereits Industrie-4.0-fähig. Viele Produkte und Lösungen sind schon digitalisiert und vernetzt, autonome Transportgeräte oder eine intelligente Lagerautomation ermöglichen damit eine effiziente und vor allem flexible Produktionsversorgung.»

Auf dem Weg in die Zukunft 4.0

Auch bei Kromer verschmelzen Industrie und Logistik immer weiter. Samuel Haldi, Leiter Printlogistik: «Die Zukunft liegt in der vollständigen Integration von Beschaffungsprozessen der Kunden und Lieferanten. Dies beinhaltet die Vernetzung von Systemen wie beispielsweise Beschaffungs-Tools mit unserem Webshop oder ERP, wobei der Kunde aus seiner Systemumgebung ohne zusätzliche Login-Hürden Bestellungen verwalten kann.»

Einige dieser Schnittstellen bestehen bereits heute und können direkte Lagerabrufe und/oder Produktionsaufträge generieren. Dies geht so weit, dass die Kromer Print AG die Logistik kundenspezifisch und in fremdem Namen ausführen kann (Lieferscheine, Rechnungen im Kunden-Branding). Die zentrale Steuerung für einzelne Mandanten übernimmt das ERP.

Auch Einkauf ist 4.0

Beim Lieferanten generiert das benötigte Material für die Produktion einen auftragsbezogenen Abruf via Schnittstelle, um die Zuordnung und Verarbeitung sicherzustellen. Dabei wird die Kromer Print AG mehrmals täglich «just in time» beliefert beziehungsweise findet eine Abholung vor Ort statt. Dank der Digitalisierung wird kein Papierlager geführt, vor Ort steht nur, was innerhalb Tagesfrist verbraucht wird. Dieser Prozess ist für einen schlanken und kosteneffizienten Produktionsprozess unabdingbar.

Noch nicht vollständig digitalisiert

Die Logistik selbst passiert bei der Kromer Print AG noch eher altmodisch: Ein Abruf aus dem Kundendienst generiert einen physischen Kommissionierschein, wobei der Abruf mittels eines Lesegeräts (Barcodes auf Rüstschein sowie Lagerplätzen) gescannt und automatisch im ERP gebucht wird. Es sind nur Buchungen möglich, welche im entsprechenden Kommissionierschein und damit dem Auftrag hinterlegt sind (= Kontrollmechanismus).

Logistik als Digitalisierungstreiber der Industrie - Kromer Print AG

Die Prozesse zwischen Produktion und Logistik werden ebenfalls zentral gesteuert, um die Übernahme von Material ins Lager ohne Reibungsverluste gewährleisten zu können. Die Einlagerung wird als Arbeitsgang eines Auftrags definiert und so ebenfalls systemtechnisch geführt. Bis auf Weiteres wird bei der Kromer Print AG sicherlich auch in der Logistik der Mensch im Mittelpunkt stehen, zumal eine hochautomatisierte Logistik mit sehr hohen Kosten verbunden ist und vorläufig die Vernetzung dafür so gut wie möglich genutzt wird.

Nur Digitalisierung bringt ausreichend Tempo

Michael Mare, Director Sales & Business Development Kromer Print AG, befasst sich seit längerem mit dem Thema Einkauf 4.0: «Zu Industrie 4.0 und Logistik 4.0 kommt aufgrund der Direktanbindung bei Lieferanten noch der Einkauf 4.0 hinzu.» Derartige Direktanbindungen setzen eine Einigung der Einkaufskonditionen voraus. Durch die Digitalisierung besteht die klassische Beschaffung nicht nur aus ‹harten Materialien›, sondern auch aus IT-Dienstleistungen, Software-Anbindungen und Services.

Digitalisierte Einkaufsprozesse sind laut Mare heute unabdingbar. «Speed is king! Damit ist nicht nur der vorgelagerte administrative Prozess gemeint, sondern neben der Produktionsgeschwindigkeit auch die Logistikdienstleistung. Der Kunde ist nicht mehr bereit, auf seine Produkte zu warten – heute Vormittag bestellen, heute Nachmittag zugestellt bekommen. Um so schnell produzieren zu können, muss das notwendige Material sehr schnell zur Verfügung stehen.» Deshalb kommt für Mare eine Trennung der Bereiche Einkauf, Logistik und Produktion, wie sie noch in vielen Unternehmen anzutreffen sei, nicht mehr in Frage.

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